Holocaust

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland und der darauffolgende Zweite Weltkrieg hatten katastrophale Folgen für Roma. Roma und Juden waren die einzigen zwei ethnischen Gruppen, die von den Nazis zur totalen Vernichtung bestimmt wurden. 1938 verabschiedete Heinrich Himmler ein neues Gesetz mit dem Namen „Bekämpfung der Zigeunerplage“. Bereits vorher wurden Roma zusammengetrieben und in Konzentrationslager geschickt, meistens Sinti. In Österreich wurden nach dessen Anschluss 1938 viele Roma aus dem Burgenland, wo sie sich bei Maria Theresia niedergelassen hatten, ebenfalls in die KZs geschickt. Sie wurden in Lagern wie Dachau, Buchenwald und Ravensbrück in Deutschland, sowie Mauthausen, Lackenbach und Salzburg in Österreich interniert.

Die Roma in diesen Camps wurden für einen langsamen Tod durch Hunger und harte Arbeit oder für die totale Vernichtung ausgesondert.

1939 fiel Hitler in Polen und 1941 in die UdSSR ein. Viele Roma lebten in diesen Ländern. Die Nationalsozialisten entwickelten eine neue Methode, um Roma und Juden umzubringen. Die Einsatztruppen ermordeten die Roma, direkt wo sie lebten, in Dörfern, Städten, auf der Straße oder im Wald. Im Gegensatz zu den Konzentrationslagern haben diese Truppen keine Beweise und keine gewissenhaft geführten Aufzeichnungen hinterlassen. Es ist daher schwer zu wissen, wie viele Roma von diesen Kommandos ermordet wurden.

In Polen schufen die Deutschen neue Konzentrationslager. Das bekannteste davon, Auschwitz-Birkenau, hatte ein Zigeunerlager, ein Sonderlager für Roma. Ein weiteres ist das Litzmannstadt-Ghetto, ein jüdisches und Roma-Ghetto in der polnischen Stadt Lodz. Unnötig zu sagen, dass in beiden viele tausend Roma ermordet wurden. Im Zigeunerlager in Auschwitz-Birkenau gibt es auch Aufzeichnungen, welche Roma ermordet wurden. Sie kamen aus Österreich, der Tschechoslowakei, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Mähren, Polen, Russland und vielen anderen Orten, wo immer sie den Nazis in die Hände fielen. Die Camps enthalten die Namen und weitere Informationen über 20'943 Roma. Viele Roma, wie jetzt bekannt ist, wurden direkt bei der Ankunft im Lager zu den Gaskammern geführt. Über diese, wie im Fall der Juden auch, wurden keine Aufzeichnungen geführt. Polnische Roma singen bis jetzt ein Lied über diese Schrecken:

Sie brachten uns am Tor herein

Sie brachten uns durch den Schornstein raus

Der Mord an Roma geschah auch in anderen Lagern. Schritt für Schritt, andere, wie die kroatischen Faschisten, „ustasha“, folgten dem deutschen Vorbild. In ihrem Lager, Jasenovac, wurden viele Tausend Roma aus ganz Jugoslawien umgebracht.

In Rumänien wurde eine Aktion durchgeführt, die in den Köpfen der Roma immer noch als „Übertragung“ bekannt ist. Roma wurden einem langsamen Tod durch Arbeit und Hunger im sogenannten Transnistrien, dem ukrainischen Gebiet unter rumänischer Kontrolle, zugeführt. In Bulgarien wurden viele Roma in Dörfern und Städten festgenommen und zur Zwangsarbeit Seite an Seite mit Juden in Lagern interniert.

Menschen, die den Roma-Holocaust während des Zweiten Weltkriegs analysiert haben, behaupten nun, dass mindestens 500.000 Roma ermordet wurden. Andere gehen von der höheren Zahl von 2’500’000 Opfern aus. Die Wahrheit ist nicht bekannt. Die Analyse von Aufzeichnungen (Lager, Exhumierungen, zum Beispiel in den baltischen Staaten etc.) ergibt eine sehr geringe Zahl (rund 200’000). Dieselbe Diskrepanz zwischen tatsächlichen Opfern und „offiziellen“ Aufzeichnungen besteht auch für Juden. Im Fall der Juden existieren einfach Bevölkerungsaufzeichnungen aus der Vorkriegszeit, während man in vielen Ländern die gesamte Vorkriegsbevölkerung der Zigeuner nur schätzen kann. Die wichtigste Tatsache sollte nicht durch eine Kontroverse über Zahlen verschleiert werden: Roma wurden wegen ihres ethnischen Zubehörs ermordet, auf die gleiche Weise wie Juden. Selbst jetzt wissen nur wenige Menschen von diesem Roma-Holocaust oder haben davon gehört. Es gibt nur noch wenige Roma, die die Schrecken der Konzentrationslager überlebt haben, und die meisten wollen nicht über diese Zeit sprechen.

rroma.org
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