Migrationen in Europa

Während der türkischen Expansion in den XV. Jahrhundert sind Roma ausgewandert in Richtung Mittel- und Westeuropa. Nicht alle Roma haben sich auf dem Balkan niedergelassen, und viele waren bereits Richtung Rumänien oder Karpathen früher abgereist. In 1416, „Emaus, Freiherr aus Ägypten und seine 120 gefolgten“ kam in die rumänische Stadt Brasov (Brasso, Kronstat) und forderte die Stadt für Lebensmittel und Geld für seine Weiterreisen. Von dort reisten sie durch Mittel- und Osteuropas.

Einige historische Dokumente weisen darauf hin, dass er früher eine kleinen „Infiltration“ von Roma in Deutschland während den Jahren 1416-17 gab.Es waren die Vorläufer der Westeuropäischen Roma.

In 1423, findet man Texte über die Rroma in Zips (Slowakei), wo König Sigismund ihnen Reisedokumente (Pässe) gab, wie zum Beispiel am „Vojevode“, Führer der Roma, eine bestimmter Ladislav. Diese und andere, die danach folgten, reisten weiter durch Europa und einige ließen sich in Frankreich nieder. Aufgrund dieser Dokumente wurden Roma Bohémiens in Frankreich und Boemianos in der Provence genannt. In 1420, ist der Roma „Graf“ Andreas in Holland in der Stadt Deventer; in 1421 findet man ihn in Belgien und 1422 im Elsass. Die chronica di Bologna erwähnt, dass Andreas und seine Leute in 1422 angekommen sind.

Interessante ist die Tatsache, dass die Forli Chronik erwähnt, dass Andreas Roma aus Indien stammen. Sie gingen später nach Rom und erhielten Reisedokumenten vom Papst. Ein weiteres „Graf aus Klein Ägypten“, ein gewisser Michael wird auch in Rom erwähnt und erhielt auch ähnliche Dokumente.

In 1425 sind in Zaragoza (Spanien), Johann, ein „Freiherr aus Klein Ägypten“ und sein Clan, und ein wenig früher, einen „Graf“ Thomas in der Stadtarchive erwähnt. Alle diese Roma hatten Reisedokumente aus verschiedenen Quellen, vor allem von verschiedenen europäischen Aristokraten. Ein „Graf“, vermutlich Thomas, ist in St. Denis in der Nähe von Paris im Jahr 1427 erwähnt.

Rund um den gleichen Zeitraum, wird der „König“ Zindelo oder Zindel in Bayern im Jahre 1439 erwähnt, und ein wenig später geht seine Spur verloren. Andere „Grafen aus Klein Ägypten“ sind bekannt, reisten durch Europa, und wurden in verschiedenen Quellen aus den Jahren 1418-1477 erwähnt:

„Graf“ Panuel reiste zwischen 1417 und 1430 in Deutschland, in der Nähe der baltischen Staaten und auch nach Leipzig und Metz (Frankreich).

„Grafen“ Manuel und Andreas kamen in der Schweiz, von wo aus Andreas nach Bologna und Rom in Italien ging, dann in die Provence, in Spanien und schließlich in England.

„Graf“ Michael, wird in der Schweiz erwähnt, und reiste danach nach Strassburg, Augsburg, Münster und Meißen. Sein Clan wird sowohl in Luzern als auch in Barcelona erwähnt.

Was wissen wir über jene Roma-Gruppen (oder Clans), die um diese Zeit durch ganz Europa reisten? Alle Quellen stimmen darin überein, dass diese Roma-Gruppen eher klein waren, nicht mehr als 100 Personen, darunter Frauen und Kinder. Aus den bekannten verfügbaren Quellen ist es ziemlich offensichtlich, dass sich ihre Führer „Grafen“ oder sogar „Könige“ aus „Klein-Ägypten“ nannten. Die gereisten Roma erzählten vielen Europäern, dass sie tatsächlich aus Ägypten stammten, dass sie ursprünglich Christen waren, die ihren Glauben verloren hatten und deshalb verbannt und zum Reisen gezwungen wurden. Diese Legende blieb in den Köpfen der Westeuropäer sehr lange lebendig und ist verantwortlich für die Namen, die sie den Roma gaben: Zigeuner und Gitanos, abgeleitet von den Ägyptern. Noch heute erzählen viele Roma die Geschichte, dass ihr Anführer vor langer Zeit „Faraó“ hieß. In Ungarn wurden Rroma sogar „Faraó népe“, das Volk der Pharaonen, genannt.

rroma.org
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